Wallfahrtsmuseum

Am 7. September 2004 wurde das Kirchentaler Wallfahrtsmuseum im Beisein geladener Gäste feierlich eröffnet. Bei diesem Anlass sprach der Diözesankonservator der Erzdiözese Salzburg, Prälat Prof. Dr. Johannes Neuhardt, über die Bedeutung unseres Museums. Seine Ausführungen sollen hier wiedergegeben werden:

In dem stattlichen Reigen kirchlicher Museen und Schatzkammern, die in den letzten drei Jahrzehnten in der Erzdiözese Salzburg entstanden sind, nimmt das Wallfahrtsmuseum von Maria Kirchental durchaus nicht den letzten Platz ein.

Nicht die Sammelleidenschaft eines Fürsten oder das Mäzenatentum einer Familie, weder die traditionsbewusste Bürgerschaft noch staatliche Forschungsinteressen ließen dieses Museum erstehen. Es war einzig und allein die durch 300 Jahre ungebrochene Anziehungskraft dieses Ortes, der zu Füßen der Gnadenmutter von Maria Kirchental die Zeugnisse der Dankbarkeit ungezählter Menschen bewahrt und nunmehr der Öffentlichkeit zugänglich macht.


"Ex Voto", mehr als tausendmal lesen wir dieses Wort „Gelöbnis“,auf den Votivtafeln ebenso wie auf den Gaben aus Wachs, Holz, Silber oder Stein. Hinter jeder steht das Schicksal eines konkreten Menschen, der sich zuinnerst diesem Ort dankschuldig verbunden fühlte.

Wie wird wohl die Tagespresse des Jahres 2104 – wenn dieses Wallfahrtsmuseum sein 100jähriges Jubiläum feiern und um ein Vielfaches gewachsen sein wird – reagieren und wie werden die Medien dann diese Tatsache bewerten? Hat denn die Kirche nichts Vordringlicheres zu tun als Museen zu gründen? Wäre nicht Kindergärten, Altenheimen, Asylantenunterkünften der Vorzug zu geben?

Wir meinen, dass christliche Glaubensverkündigung nicht ohne diese Zeugnisse der Erfahrung christlichen Lebens auskommen kann. Sie sagen mehr aus als nur über Zeit und Form ihres Entstehens und strahlen mehr als nur kunstgeschichtlichen Glanz. Ihr geistiger Gehalt setzt eine Wirklichkeit im Sinne einer Ordnung, aus der Heil und Kraft kommen für den ganzen Menschen.

Immer wieder wird uns von Expertenseite versichert, dass Maria Kirchental von allen österreichischen Wallfahrtsorten den größten Bestand an kunsthistorisch wertvollen Votivbildern aufweist.  Von den ca. 1200 Votivtafeln, die größtenteils aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen, sind dank der Unterstützung durch die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung in München alle restauriert.

Virtueller Bildband der Votivtafeln
zum Anschauen bitte Anklicken

Schmuck seiner Braut, der Kirche, ist diese geistliche Schatzkammer, sichtbarer Ausdruck der unsichtbaren Herrlichkeit Gottes in dieser Welt. Dies gilt vom Zentrum dieses Heiligtums, der thronenden Madonna mit dem Jesuskind ebenso wie von den unzähligen Kopien auf jedem Gebetszettel, Votivbild oder Andachtsgegenstand, zu dessen Füßen die Votanten knien.

Dies gilt aber auch von allen Werken der Goldschmiedekunst, die sich in so reichem Maße erhalten haben, und die nun, soweit sie nicht unmittelbar dem Kult und dem liturgischem Geschehen dienen, hier präsentiert werden. Eine eigene Gruppe nehmen die Rosenkränze und Wallfahrtsmedaillen ein, unter denen sich wahre Prunkstücke – wohl aus Adelsbesitz – finden.


Es wurde in der Präsentation all dieser Objekte größter Bedacht darauf genommen, jedem Stück seine eigene Aura zu belassen und dem Besucher möglichst ohne Anstrengung eine meditative Betrachtung all dieser Kostbarkeiten zu ermöglichen. Jedes dieser mehr als 1000 Kostbarkeiten, die wir hier bewundern können, sind Lebewesen, ja sie sind Patienten von Natur aus. Sie bedürfen der Pflege, der andauernden Obhut und der konservatorischen Betreuung.

Deshalb hat das Rektorat der Wallfahrtskirche keine Mühe gescheut, Sponsoren zu gewinnen, deren hochherzigen Gaben es ja erst ermöglicht haben, dass wir uns jetzt an der Betrachtung dieser Kostbarkeiten erfreuen können.


So möge also jedem Pilger, der hier herauf an diesen Ort seltener Harmonie von Landschaft der herbschönen Pinzgauer Bergwelt und dem durchbeteten Haus Gottes und der Menschen kommt, der hier Trost und Hilfe sucht, auch ein Besuch im Wallfahrtsmuseum helfen, sein Leben von einer höheren Warte aus zu betrachten und diese Gnadenstätte anders verlassen als er sie betreten hat.